Kleiner Jahresbericht 2023

Die ersten beiden Monate waren relativ trocken mit normalen Wintertemperaturen. Dann, in der zweiten Märzwoche begann der Regen und es blieb bis Mitte Mai kalt und regnerisch. Ab da, keinen Tropfen Regen mehr bis Ende Juni und dann ein ziemlich ausgeglichenes Wettergeschehen bis heute mit ausgiebigen Niederschlägen ab Mitte Oktober.
Was bedeutete das für uns als Bauern? Wir konnten bis in den Mai weder Wiesen abschleppen noch Getreide striegeln und weder Untersaaten noch Sommergetreide sähen. Striegeln, Untersaaten und Wiesen abschleppen musste einfach unterbleiben da alles im Mai schon viel zu hoch gewachsen war und Sommergetreide und Kleesaaten säten wir dann im Mai und Juni mit nur mäßigem Erfolg.
Am 19. Mai begannen wir mit dem 1. Schnitt Silage der dann nahtlos in die Heuernte überging und am 13. Juni war alles zum ersten Mail gemäht. Das Futter stand sehr üppig und wir konnten große Mengen in ganz guter Qualität einfahren. Was uns jetzt in der Winterfütterung etwas fehlt, ist das zu spät gesäte Kleegras, das keinen Ertrag mehr brachte und nun in der Winterfütterung durch normales Heu ersetzt werden muss. Davon haben wir glücklicherweise ausreichend aber die Milchleistung ist dementsprechend niedrig.
Die Getreideernte war durchschnittlich, allerdings ist die Nachfrage dieses Jahr, vor allem beim Dinkel sehr gering. Die Herbstaussaaten verliefen problemlos und bis zum ersten Schnee Anfang Dezember hatten wir alle Zäune abgebaut und können jetzt zwischen den Schulwochen der Einzelnen in Ruhe die Tiere versorgen, die Maschinen warten und den Hof in Ordnung bringen.

Das Jahr hatte den Charakter von einem zur Ruhe kommen. Zur Ruhe kommen in der kleinsten landwirtschaftlichen Form im Außen, zur Ruhe kommen im Inneren, im Sozialen, nach den ganzen Turbulenzen der vergangenen Jahre. Es ging mir im Wesentlichen darum, im Kontakt mit dem tieferen biologisch-dynamischen Impuls die Milchviehherde mit der Nachzucht, die ganzen Wiesen und die Äcker zu bewirtschaften und zu versorgen. Dabei wurde mir immer deutlicher, daß es darauf ankommt, den Neuaufbau aus der Frage heraus zu gestalten: Was braucht der lebendige Hoforganismus zum Gedeihen? Was brauchen die Menschen für Ihre Entwicklung?

Um diese Arbeiten und Fragen herum entstand ein reges Leben. Neben der regelmäßigen Arbeit in sozialen Entwicklungs- und Verarbeitungsräumen mit Johannes Peter Roggenbuck, bildete sich zum Beispiel ein Kreis mit Magdalena Ries, Ann-Christin Momsen, Johannes Peter Roggenbuck und Ansgar Vortmann, mit der Frage, wie seelische Prozesse im Betriebs und Arbeitsprozess bewusster werden und gestaltend mit einfließen können. Es wurden von Ansgar Vortmann verschiedene Kompostierungsverfahren in kleinen Versuchskomposten angelegt und diese sollen im nächsten Jahr zu einem Impfkompost verbunden werden. Das Projekt zur Eichen-Konstellationsaussaat wurde  nach dem Totalausfall 2021 (mutmaßlich durch den Eichelhäer) nochmal  aufgegriffen und neu gesät. Dabei erweiterten wir den Versuch  um die Frage nach der Wirksamkeit der eurythmischen Tierkreis-Gesten auf Keimung und Wachstum. Darüber hinaus gab es ein erstes Treffen mit Tanja Baumgartner und Eckart Grundmann mit der Frage, wie kann auch durch Eurythmie gestaltend im lebendigen Hoforganismus gearbeitet werden. Mit Mathias Forster gab es einige Treffen im Rahmen der Weiterentwicklung des Bodenfruchtbarkeitsfonds bei dem es auch um die Frage geht, wie können aus der Gesellschaft heraus Freiräume in der Landwirtschaft geschaffen werden um den Bauern wieder mehr Raum für menschliche Entwicklung zu ermöglichen. Nur so können sie den Boden weiter aufbauen, die Höfe weiter entwickeln, die ganze Landwirtschaft verändern, was dann wiederum auf die Gesellschaft zurück wirkt. Ein Parzifal-Seminar mit Magdalena Ries fand dieses Jahr an Himmelfahrt wieder statt und brachte Bewegung, Schwung und Freude an den Hof. Das ganze Jahr über unterstützten uns viele Menschen, durch Mitarbeit, Interesse und vielen anregenden Gesprächen. Stephan Ness zelebrierte den Kultus der Menschenweihehandlung jeweils zu den Jahresfesten und am 16. Dezember spielte Miha Pogacnik ein begeisterndes Konzert und anschließend im Stall noch ein gute Nacht Lied für die Kühe.

Bericht von den Projekten:
-Der Eichen-Konstellationsaussaat-Versuch wurde um eurythmisierte
Varianten erweitert und nochmals begonnen. Dies geschieht in
Zusammenarbeit mit Jürgen Zippel, Tanja Baumgartner und Eckart
Grundmann.
-Wir sind dabei, den „Aufbau des Breitwiesenhofes aus dem Lebendigen
heraus“ als Forschungsaufgabe zu projektieren. D.h. es sollen die
gegangenen Schritte und Entwicklungsstufen dokumentiert und die
verwendeten Methoden, Werkzeuge und Kompetenzen dargestellt
werden. Damit planen wir dann im Rückblick aus den sich ergebenden
Erfahrungen zu Gesetzmäßigkeiten und allgemeingültigen neuen
Ansätzen zu kommen.
-Im Rahmen der Partnerschaft mit dem  Bodenfruchtbarkeits Fond
(www.bio-stiftung.ch) geht es um ähnliche Ansätze, die ebenso noch in
Entwicklung sind. Dieser unterstützt uns auch bisher schon in unserem
Bemühen, das Bodenleben immer weiter zu fördern.
-Mit Ansgar Vortmann ist ein Projekt im Entstehen, was den Focus stark in
den lebendigen Prozessen des Kompostierens und im Bereich der
Landschaftsgestaltung mit Hecken und Wasserführung hat.
-Weiterhin sind wir über das Fibl beim EU-Projekt INTAQT dabei. Dort
wird untersucht, welche Auswirkungen verschiedene Haltungssysteme auf
die Milchqualität haben.

Kleiner Vorblick:

Neben den erwähnten Projekten stehen auch schon einige Veranstaltungen im neuen Jahr fest. Zum einen gibt es nochmal ein Parzifal Seminar nach Ostern und im April ein Secret Dinner mit regionalen Gastronomen.
Als größtes Event wird am 13./14. Juli das Ühlinger Dorffest wieder bei uns am Hof stattfinden.

Mit einem herzlichen Gruß
vom Breitwiesenhof

Urs Sperling

 

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